Operation Aufklärung: Vertiefende Gedanken zur Beschneidungsdebatte

Von GERARD KEVER

Über das Thema Beschneidung wurde in den vergangenen Wochen und Monaten viel geschrieben und debattiert. Wenn es um die Motive jener Eingriffe geht, wird gerne auf die Tradition verwiesen, welche jedoch unmöglich als Schlusspunkt bei der Erforschung der Hintergründe akzeptiert werden kann. Genitale Manipulationen seien weder gottgegeben noch natürlich, meint zeitgeist-Autor Gerard Kever. Vielmehr sei es die Aussicht, Einfluss auf den Einzelnen nehmen zu können, um dessen Freiheit und Handlungsspielraum zugunsten der Gemeinschaft zu beschneiden.

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Darf die Moderne ein elementares jüdisches Ritual abschaffen? Oder hat sie gar die Pflicht dazu? In der Diskussion um das Thema „Beschneidung“ scheint es um eine medizinische Indikation zu gehen. Seelische Unversehrtheit trifft auf blutiges Brauchtum. Nicht unähnlich der Diskussion um die Rinderbrandmarkung werden die Nervenbahnen von höher entwickelten Lebewesen als ein kostbares Gut angesehen, das man besser unbeschädigt lässt. Von menschlichen Genitalien ganz zu schweigen. Aber was ist mit der Sexualität von über 600 Millionen Männern? Hatten jüdische und moslemische Männer bislang eher schlechten Sex?

Fest steht, dass das Thema auf den Tisch der Aufklärung gehört. Dass die Tagespolitik anders reagiert, ist verständlich, aber nicht schön. Gerade Frau Merkel könnte angesichts der ungleich brutaleren Beschneidungen auf den nahe liegenden weiblichen Schauplatz sensibler reagieren.1 Aber solange sich Pro und Kontra zwischen religiösen und medizinischen Positionen aufreiben, ohne dabei den tatsächlichen Grund des Themas erfasst zu haben, wird der Unterschied zwischen Verwundung und Verstümmelung kaum richtig eingeschätzt werden können. Ohne Vorhaut betrifft eine andere Kategorie als ohne Klitoris. Moderne Betäubungstechnik könnte die Nachteile männlicher Zirkumzision2 eingrenzen, gleichzeitig kann bei fast allen Manipulationen an weiblichen Geschlechtsteilen von einer medizinischen Indikation überhaupt keine Rede sein. Deswegen ist es zu begrüßen, dass über den Umweg eines Kölner Gerichts jetzt nicht nur die männlichen Beschneidungsnachteile Aufmerksamkeit erlangen.

Nicht nur Religionen im Zeitalter der „Großkulturen bedienen sich der Manipulationstechniken an den Geschlechtsorganen

Es geht um eine grundsätzliche Einschätzung dieses Themas. Warum etwa verweigern religiöse Beschneider die Anästhesie? Solange Brauchtum hier den größten Anteil ausmacht, hängt die Glaubwürdigkeit moderner Aufklärung davon ab, inwieweit die wahren Hintergründe ritueller Beschneidung verstanden und verständlich gemacht werden.

Abgesehen von der klassischen Vorhautverengung wird der Anlass der Beschneidung auf Überlieferungen zurückgeführt. Deren bekannteste ist die jüdische, durch die Identität von Volks- und Religionsgemeinschaft dürfte es auch die hartnäckigste sein.3 Pinchas Goldschmidt, Vorsitzender der Europäischen Rabbinerkonferenz, sieht unmissverständlich die Existenzgrundlage seiner Gemeinden in Deutschland gefährdet, sollte sich ein bundesweites Beschneidungsverbot durchsetzen. Männliche Juden mit Vorhaut; das gehe – laut Genesis 17,10–14. – gar nicht: „… wenn aber ein Männlicher nicht beschnitten wird an seiner Vorhaut, wird er ausgerottet werden aus seinem Volk, weil er meinen Bund gebrochen hat …“, reüssierte der Vater aller monotheistischen Religionen, Abraham4, auf den sich auch der Islam mit seiner Beschneidungskultur beruft.

Doch wagen wir zuerst einen Blick in die profanen Dimensionen des Themas: Die USA bilden in dieser Angelegenheit einen interessanten Sonderfall. Die unglaublichen 56 Prozent Beschneidungen männlicher Kinder dort sind im Wesentlichen durch Hygiene motiviert. Wissenschaftliche Studien belegen in der Regel verminderte Infektionsrisiken bei bzw. mit beschnittenen Männern. Doch weil die offiziellen Stellen sich mittlerweile mit Empfehlungen zurückhalten und die Nachteile eines solchen Eingriffs immer stärker in den Vordergrund rücken, sind die Beschneidungszahlen in den USA rückläufig. Man darf vermuten, dass die Angelegenheit, sofern sie von keinerlei religiösen Dogmen geleitet wird, von ganz allein in ein gesundes Gleichgewicht kommen wird.

Trotzdem muss man, um den modernen Westen zu verstehen, geschichtlich zurückblicken. Die Basis für eine dem Judentum entgegengesetzte Haltung in Sachen Zirkumzision, findet man im Neuen Testament. Das Christentum tauscht die ethnologischen Fesseln dieses Brauchtums konsequent zugunsten eines religiösen Universalismus aus. So liest man etwa in den Apokryphen (Thomas-Evangelium, 53): „Seine Jünger sprachen zu ihm: ,Nützt die Beschneidung oder nicht?‘ Er sprach zu ihnen: ,Wenn sie nützte, würde ihr Vater sie beschnitten aus ihrer Mutter zeugen. Aber die wahre Beschneidung im Geiste hat vollen Nutzen.'“ Und sogar im Alten Testament heißt es: „Beschneidet nun die Vorhaut eures Herzens und seid nicht ferner hartnäckig.“ (5. Buch Mose 10,16)

Ein gesetzliches Verbot der Zirkumzision – soweit hat Frau Merkel Recht – wäre allerdings noch keine Lösung. Das Problem reicht tiefer hinab in unsere Kulturgeschichte, als es ein Blick auf die Religionen vermuten lässt. Unser afrikanischer Kontinent macht nämlich keinen Hehl aus den archaischen Wurzeln der Genitalbeschneidungen. Nicht nur Religionen im Zeitalter der „Großkulturen“ bedienen sich der Manipulationstechniken an den Geschlechtsorganen. Besonders Stammeskulturen haben einen Hang zur Infiltration sozialer Interessen durch gezielte Genitalveränderungen.

In jedem Fall deutet die Hartnäckigkeit, mit der sich das Thema der Beschneidung bis ins 21. Jahrhundert hält, auf eine äußerst grundsätzliche Form menschlicher Selbstdisziplinierung hin. Das Thema ist hässlich. Anscheinend aber ist es effektiv, wenn man der menschlichen Sexualität einen Stempel aufdrückt. Ethnologisch gesehen, ist es eben nicht selbstverständlich, dass der Mensch sich selbst gehört. Individualität scheint ein Zwischenprodukt der Evolution zu sein. Ursprünglich gehörte Homo Sapiens der Gruppe. Sein eigenes Überleben darf man getrost als abhängig von seiner Sippe definieren. Jenseits aller Urwaldromantik existieren genug Beispiele über die vielfältigen Formen der Gruppenerziehung in Stammesgesellschaften. Keine davon kommt ohne eine Kanalisierung der sexuellen Energien aus – auch wenn sich nicht jede der Genitalbeschneidung zuwendet.

Ohne die Möglichkeit, sich bewusst an den Eingriff erinnern zu können, wird der Intimbereich fortan von einer fremden Information überlagert

Alles in allem jedoch sind Genitalbeschneidungen beängstigend logische Eingriffe, um Individuen ihr Leben lang an ihre soziale Zugehörigkeit zu erinnern. In einem zarten Knaben- oder gar Babyalter, dort, wo die Basis unserer Erinnerungsmuster angelegt ist, funktioniert die Beschneidung wie eine Fernsteuerung. Ohne die Möglichkeit, sich bewusst an den Eingriff erinnern zu können, wird der Intimbereich fortan von einer fremden Information überlagert. Beschneidungen, die zu späteren Zeitpunkten durchgeführt werden, sind natürlich nicht weniger grausam. In jedem Fall wird durch solch einen Eingriff nicht nur das Genital beschnitten, sondern gleichzeitig auch die Authentizität der Person. Einem unerwünschten Maß an Individuation ist ein Riegel vorgeschoben. Die Gruppe verschafft sich damit frühzeitig eine Zugriffsmöglichkeit auf die unberechenbaren Kräfte der bevorstehenden Adoleszenz. Denn wenn sich erst einmal Hormone ungebremst in Libido verwandeln, werden soziale Kontrollmechanismen schnell ausgehebelt. Die klassische Liebesgeschichte, wie etwa „Romeo und Julia“, behandelt seit jeher die Oberfläche dieses Themas. In der Tiefe aber geht es um eine sehr viel größere Kraft. Eine, die potent genug ist, den Menschen, über jedes Zivilisationsdesign hinaus, mit dem Kern seiner wahren Natur zu konfrontieren. Nach dem Schlaf der Kindheit fusioniert das sexuelle und individuelle Selbstbewusstsein im pubertierten Teenager und macht Menschen für kostbar lange Augenblicke zu dem, was sie ohne Beschneidung für den Rest ihres Lebens hätten sein können.

Im Umgang mit diesem Thema darf jedenfalls nicht die Zuspitzung zur Verstümmelung ausgelassen bleiben. Damit keine Missverständnisse entstehen, sei an dieser Stelle betont: Alle Formen der rituellen Genitalbeschneidung sind durch nichts zu entschuldigen – aber sie sind zu verstehen. Selbst die „Infibulation“, also das Entfernen der inneren Schamlippen samt Klitoris, muss mangels besseren Wissens über die psychologischen Aspekte der Fortpflanzung, als eine Hilflosigkeit betrachtet werden. Verachtenswert ist die Sache vor allen Dingen dann, wenn sich patriarchalische Gewalt der Genitalbeschneidung bedient. Zumindest ist es schwer vorstellbar, dass nicht auch der Geschlechterkampf seine schmutzigen Finger im Spiel hat, wenn es um weibliche Genitalverstümmelung geht. Denn aktuell sind es täglich 6000 Frauen und Mädchen, die dieser Praxis zum Opfer fallen. Und selbst im aufgeklärten Europa, so schätzt Waris Dirie5, dürften es sicherlich 500.000 Frauen sein, die dieser „Behandlung“ unterzogen wurden.

Um die emotional bestimmte Debatte sachlich zu gestalten, empfiehlt sich eine anthropologische Perspektive. Unter geschichtlichen Gesichtspunkten erkennt man dann sogar gewisse Fortschritte. Von der monotheistischen Epoche würde man sagen, dass sie die groben Formen sexueller Domestikation durch feinstofflichere Moralgebote ersetzt hat. Konkret: Die Vagina wird nicht mehr zugenäht, sondern das Jungfernhäutchen bis zur Einlösung des Eheversprechens aufgespart. Und was die männliche Hemisphäre betrifft: Zirkumzision findet sich vereinzelt sogar als christliches Ritual – doch scheint die spezielle Sinnesfeindlichkeit der Kirche ihr Ziel nicht verfehlt zu haben. Diese dürfte das Ergebnis einer Moraltheologie sein, die sich der Notwendigkeit von ethischen Zielsetzungen auf ihre ganz eigene Art und Weise bewusst war. Eben der Beitrag einer Religion, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Liebe zu benutzen, damit der Gläubige sich zu Gott bekennt – und nicht tiefer hinein in einen irdischen Lustgarten gerät (die Fragwürdigkeit solcher Ethik ist hier nicht das Thema; das eine solche Gültigkeit hatte, steht außer Frage).

Von den östlichen Kulturen würde man sagen, dass diese anscheinend einen anderen Ansatz in sexuellen Dingen verfolgt haben. Schon früh wurde eine Anzahl von Disziplinierungen (Yoga, Meditation etc.) ersonnen, um sexuelle Energien auf angemessener Bewusstseinshöhe auch ohne repressives Erzwingen lebbar zu machen. Was nicht bedeutet, dass es in z. B. Indien keine sexuelle Unterdrückung gebe und gegeben habe. Aber was ist „Tantra“ anderes als kopulierende Götter; eine Vorstellung höchster Sexualität, die im Westen das letzte Mal im Polytheismus, bei den alten Griechen, gesehen wurde.

Und schlussendlich ist über unsere Moderne zu konstatieren, dass sie ihren Teilnehmern ein beachtliches Maß an sexueller Selbstbestimmung abverlangt. Vielleicht sogar ein unverantwortliches Maß. Alleine die erhöhten Zugriffsmöglichkeiten auf pornographisches Material über das Internet erscheinen vor dem Hintergrund des Beschneidungsthemas wie ein Sprung in die reißenden Fluten eines extremen Hedonismus. Und selbst wenn junge Menschen in der Regel ein ausgeprägtes Vermögen besitzen, zwischen Virtualität und Realität unterscheiden zu können, bleibt die psychische Belastung unserer Teenager immens. Nicht zufällig verschiebt sich nach der kompulsiven Sexrevolution der Nachkriegszeit der Einstieg ins Beischlafalter inzwischen wieder nach hinten.6 Erotische Begegnungen in Echtzeit werfen nämlich immer noch mehr Fragen auf, als die Medien Antworten bereitstellen.

Sexuelle Aufklärung kann nicht bei Schwangerschaftsverhinderung enden

Natürlich ist Sexualität in ihrer ganzen Größe durch einen freizügigen Umgang alleine nicht zu verstehen. Ohne einen ganzheitlichen Blick auf die Mann-/Frau-Dualität wird Sexualität auch im vernetzten Zeitalter von offener oder latenter Gewalt bestimmt bleiben. Wenn man sich ernsthaft von allen physischen und psychologischen Beschneidungen des Eros befreien will, kommt man an einer bewussten Lehre nicht vorbei. Sexuelle Aufklärung kann nicht bei Schwangerschaftsverhinderung enden. Wer so denkt, wird sich kaum von den apostolischen Vorgaben zur Vermeidung der Wollust entfernen, die Sexualität ausschließlich innerhalb des Hafens der (Hetero-)Ehe erlaubt.

Im Kosmos menschlicher Erfahrbarkeiten gibt es einen ekstatischen „Raum“ erweiterten Bewusstseins, zu dem auch der Sex gehört. Der bürgerliche Sprachgebrauch umschreibt das mit „Liebe machen“. Hier trifft der Mensch im wahrsten Sinne des Wortes nackt auf sein Gegenüber. Unter allen Polaritäten des Lebens gibt es schließlich keine brennendere als die des anderen Geschlechts: Oben und Unten, Schwarz und Weiß, Plus und Minus machen sich zu ihrer ultimativen Steigerung auf. Doch diesen Gipfel positiv zu kultivieren, ist bislang nur östlichen Mysterienschulen gelungen (vgl. Tantra, Taoismus oder Sufismus). Zivilisationen setzen – trotz (bzw. wegen) all ihrer „Beschneidungskünste“ – ihren Ein-/Zugriff meistens unterhalb dieses Höhenrausches an. Eine Faustformel könnte heißen: Je archaischer eine Kultur, desto basaler der Ansatz zur Manipulation der Sexualität. Ganz unten befindet sich die genitale „Hardware“. Die oberen Register vermag nur eine Gesellschaft zu bedienen, die sich in den Bereichen der transpersonalen Psychologie auskennt.

All you need is love. Was könnte intensiver sein? Liebende kennen die Gefahr, aus ihrem kulturellen Gefängnis herauszufallen (falling in love). Doch das wahre Wesen von Freiheit liegt noch immer im Orgasmus verborgen: Der kostbare Moment der Verschmelzung muss richtig interpretiert werden. Angst vor Hingabe ist dabei kaum der richtige Begleiter. Noch wird nicht verstanden, dass Sex nichts mit dem „Anderen“ zu tun hat. Der Sinn von Ekstase erschließt sich in der Transzendenz von Dualität, dem „Anderen“. Alles andere endet unweigerlich wieder in der Fata Morgana des „Gegenübers“: Wieder richtet sich der bzw. die Liebende dann an ein Objekt der Begierde.

Sex ist Lebenskraft. Es ist Energie. Aus mystischer Sicht könnte man auch „Licht“ dazu sagen. Licht, welches, sich einen natürlichen Weg hinauf zum Kopf sucht, sofern es nicht durch Fixierungen (wie etwa Traumatisierungen oder auch psychische Blockaden) aufgehalten wird. Leider ist unser Umgang mit diesem Vermögen eher unbewusst. Unser Geist-Körper-Mechanismus muss sich meist mit relativ einfachen Freuden zufrieden geben. In der Regel ist es das Zusammenspiel zwischen körperlicher Kraft und der durch die Sinne erfassten Erscheinungswelt, die einem Diktat gleich, dem Menschen von der Pubertät an dazu verführt, sein Licht zu verschwenden. Nach außen also, im Glauben an eine Welt, von der man annimmt, das sie einem etwas schuldig sei. Von der man etwas bekommen zu können glaubt, oder der man sich in vielen Fällen auch glaubt, verweigern zu können. Alles Formen einer Illusion, die dadurch entsteht, dass man nicht versteht, dass man das alles lediglich projiziert.

 

ANMERKUNGEN

  1. Im CDU-Bundesvorstand sagte die Parteichefin am 16.7.2012 nach Informationen der „Financial Times Deutschland“, sie wolle nicht, dass Deutschland das einzige Land auf der Welt sei, in dem Juden nicht ihre Riten ausüben könnten. „Wir machen uns ja sonst zur Komikernation“, so Merkel unter Berufung auf Teilnehmer.
  2. Als Zirkumzision bezeichnet man die teilweise oder vollständige Entfernung der männlichen Vorhaut. Weltweit sind ca. 660 Millionen Männer beschnitten, davon über 460 Millionen aus religiösen und kulturellen Gründen (Judentum und Islam) und 200 Millionen medizinisch bedingt (Vorhautverengung u. a.). Je nach Beschneidungsart werden 20 bis 50 Quadratzentimeter Vorhaut entfernt, meist bei Neugeborenen und ohne Narkose. In Europa ist einzig in Schweden die Beschneidung ohne Narkose verboten. Dänemark, Deutschland und weitere Staaten diskutieren über ein Verbot aus rechtlichen und medizinischen Gründen.
  3. Lediglich ein bis zwei Prozent der Juden sind nicht beschnitten. Doch selbst in Israel regt sich Widerstand. Schätzungsweise ein Drittel der Bevölkerung würde von einer Zirkumzision gerne Abstand nehmen; doch der soziale Druck war bislang zu hoch, dass sich diese Mütter und Väter in der jüdischen Gesellschaft hätten Gehör verschaffen können.
  4. Sohn Ismael beschnitt Abraham, als dieser 13 Jahre alt war; sich selber im hohen Alter von 99 Jahren. Abraham soll einen Bund mit Gott eingegangen sein. So steht es zumindest in der Bibel: „Das aber ist mein Bund, den ihr halten sollt zwischen mir und euch und deinem Geschlecht nach dir: Alles, was männlich ist unter euch, soll beschnitten werden; eure Vorhaut sollt ihr beschneiden. Das soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und euch. Jedes Knäblein, wenn‘s acht Tage alt ist, sollt ihr beschneiden bei euren Nachkommen. … Wenn aber ein Männlicher nicht beschnitten wird an seiner Vorhaut, wird er ausgerottet werden aus seinem Volk, weil er meinen Bund gebrochen hat.“ (Genesis 17,10–14)
  5. Waris Dirie, geb. 1965, ist ein österreichisches Model somalischer Herkunft, eine Bestseller-Autorin und Menschrechtsaktivistin im Kampf gegen Female Genital Mutilation (FGM). Sie war von 1997 bis 2003 UN-Sonderbotschafterin gegen die Beschneidung. 2002 gründete sie ihre eigene Organisation, die Desert Flower Foundation.
  6. Jugendliche in Deutschland lassen sich mit dem ersten Sex heute mehr Zeit als noch vor fünf Jahren. Zugleich verhüten sie beim ersten Mal besser als je zuvor. Das ist das Ergebnis der Studie „Jugendsexualität 2010“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln. Verglichen mit der letzten Erhebung von 2005 sank bei den 14-jährigen Mädchen der Anteil derer, die bereits Sex hatten, deutlich von zwölf auf sieben Prozent. Bei den gleichaltrigen Jungen fiel er sogar von zehn auf vier Prozent. Bei den 17-jährigen Mädchen reduzierte sich der Anteil derjenigen mit Sexerfahrungen von 73 auf 66 Prozent, bei den Jungen dieser Altersgruppe blieb er mit 65 Prozent nahezu konstant. Das bedeutet, dass bis zu einem Alter von 17 Jahren mehr als ein Drittel der jungen Frauen und Männer noch keinen Geschlechtsverkehr hatten.