Verschwörung gegen wen?

Es gibt viele Gründe, dieses Buch nicht zu lesen: Der Autor ist Johannes Rothkranz1. Das Buch ist Maria von La Salette gewidmet und im Verlag „Pro Fide Catholica“ erschienen. Es ist in der alten Rechtschreibung gehalten. Es handelt von einer Verschwörungstheorie, d. h. man wird auch mit Numerologie nicht verschont.2 Das Buch erschlägt den Leser mit einer ungeheuren Fülle detaillierter Fakten und Fotografien. Man wird sogar mit technischen und chemischen Analysen belästigt. Das Buch umfasst knapp 400 kleinbedruckte Seiten, die etwas größer sind als DIN A5, und kostet 32,90 Euro. Gebraucht ist es bei Amazon gerade mal 1 Cent billiger ...

Andererseits: Warum sollte ein Autor in der Widmung nicht seinen religiösen Hintergrund, vor dem er schreibt, offenlegen? Und was die reformierte Rechtschreibung angeht: Es gibt bekanntlich keinen Konsens darüber; sie ist etymologisch in vielen Teilen nicht haltbar und wurde auf der Basis unlauterer Argumentation durchgesetzt.3 Warum sollte einen das Thema „Verschwörungstheorien“ abschrecken, da es doch zumindest in der Vergangenheit Verschwörungen gab? Wenn manche Geheimgesellschaften ihre Aktivitäten aus ideologischen Gründen anscheinend auf bestimmte Tage legen, wie z. B. Richard C. Hoagland und Mike Bara in „Geheimakte Mond“ gezeigt haben – warum sollte man dann solcherlei Zahlenspielereien nicht thematisieren?

Die Lektüre von Rothkranz' „kriminalistischer Rekonstruktion“, wie es im Untertitel heißt, ist anstrengend und bestimmt kein Genuss. Doch ist bei jedem Satz spürbar, dass es dem Autor um die Wahrheit geht und um nichts sonst. Man fühlt sich getragen von seiner intellektuellen Redlichkeit und detektivischen Akribie. Und man erfährt in diesem Buch, das selbstverständlich auf Vorgängerarbeiten aufbaut und sie zusammenfasst, soviel wie in keinem anderen Werk zu 9/11.

Und schließlich: Warum sollte ein Autor, dem allerlei Abträgliches nachgesagt wird, nicht ein im besten Sinne weltanschaulich neutrales, sachliches, ausgewogenes Buch schreiben können, das alle Ansprüche erfüllt, die man an die Behandlung eines Themas stellen kann?

ANMERKUNGEN:

  1. Zur Kritik an Johannes Rothkranz siehe u. a. www.kreuz.net, www.esowatch.com, http://home.arcor.de/veganwitch/ul/lexikon.html, http://de.wikipedia.org
  2. Vgl. zum Thema Verschwörungstheorien und Zahlenmystik: www.trend.infopartisan.net/trd7800/t557800.htm
  3. Zum Einstieg in die Fülle kritischer Literatur zur Rechtschreibreform sei empfohlen: Theodor Ickler: Falsch ist richtig – Ein Leitfaden durch die Abgründe der Schlechtschreibreform. Droemer Verlag, München 2006. Ickler, Professor für Deutsch als Fremdsprache an der Universität Erlangen, wurde 2001 mit dem Deutschen Sprachpreis ausgezeichnet. Er schrieb u. a. zur Motivation der Reformer: „Der Bertelsmann-Konzern wollte mit Hilfe der Rechtschreibreform 'neben Duden der zweite deutsche Wörterbuchverlag' werden.“
Titel: Was am 11. September wirklich geschah (Band 1)
Untertitel: Eine kriminalistische Rekonstruktion
Autor: Johannes Rothkranz
Jahr: 2008
Verlag:
Pro Fide Catholica
Genre: Sachbuch
Aufmachung:
394 Seiten, broschiert

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