Bist du noch beschäftigt oder schon produktiv?

Gute Aussichten? Vier Stunden pro Woche arbeiten bei maximalem Gewinn, wobei Gewinn hier Lebensqualität im Allgemeinen meint. Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben. Da muss man sich erst mal verabschieden von der Idee, dass erfolgreiche Arbeit mit Burnout verbunden sein muss. Der Titel ist vielversprechend und das Buch hält stand mit zahlreichen Anregungen. Mit denen ist der Autor, der einst wie besessen gearbeitet und Bares gescheffelt hat, aber währenddessen seinem Leben hinterher rannte, glücklich geworden und erfolgreich geblieben. Was der Leser dafür tun darf, ist radikal, reizvoll und leichter gelesen als getan:

  1. Einordnungen, mit denen man normalerweise glänzen kann, als Alibi entlarven. Nur weil eine Arbeit viel Zeit gekostet hat, bedeutet das nicht, dass sie auch produktiv und der Mühe wert ist.
  2. Sich Fragen stellen, bei denen man einen Kloß im Hals spürt. Bin ich gerade produktiv oder nur aktiv? Erfinde und sammle ich Aufgaben, um den wichtigsten aus dem Weg zu gehen?
  3. Mit neuen Definitionen schockieren. Faulheit ist, sich mit einem Leben zufrieden zu geben, dass weder den eigenen Fähigkeiten noch Wünschen entspricht.

Diese Sichtweisen sind nicht neu. Ferriss wendet im Grunde Weisheiten an und entwirft damit so eine Art Kopfstand-Codex. Sprachlich gibt er an vielen Stellen eher Befehle statt Empfehlungen. Zum Beispiel Eliminierungsbefehle: Informationen, Bequemlichkeit, die Vorstellung der eigenen Unentbehrlichkeit, nicht wirklich bereichernde Freizeitaktivitäten und Freunde, Kunden, die mehr Arbeit als Nutzen bringen – eben alles, was nicht dazu beiträgt, das man seinen Zielen näher kommt.

Gleichzeitig kommt rüber, Ferriss mag Menschen und meint es gut. Er differenziert, auf den zweiten Blick, sehr fein und ist – auf eine positive Art – außerordentlich pragmatisch. Glück bedeutet hier auch: sich selbst verpflichtet sein, persönliche Stärken multiplizieren, selbstverantwortlich handeln – genießen! Internetlinks, bedenkenswerte Zitate und praxisrelevante Anregungen zum Erarbeiten von Selbstanalysen, Geschäftsideen, Marketingstrategien und eine Menge herzliches Schulterklopfen ergänzen das Coaching-Taschenbuch, das sich knackig liest und Spaß macht.

Hier noch eine Leseempfehlung: Überfliegen. Anweisungen markern, die am meisten Abwehr auslösen oder ängstigen. In der Praxis prüfen. Oft sind es die feinen harmlos klingenden Fragen, die, wenn man sich ihnen einmal schamlos stellt, die Absurdität des eigenen Handelns klarmachen. Weil Bücher keine Widerworte geben, kann man die Anregungen in Ruhe wälzen. Geschäftigkeit ist eine Form von Faulheit, nämlich Faulheit des Denkens und wahllosen Handelns. „Um die richtigen Dinge zu finden, müssen wir zuerst einmal in den Garten gehen.“ Leichter ist es, das Unrealistische anzustreben. Um große Ziele gibt es weniger Konkurrenz.

Titel: Die 4-Stunden-Woche
Untertitel: Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben
Autor: Timothy Ferriss
Jahr: 2008
Verlag:
Econ Verlag
Genre: Sachbuch
Aufmachung:
320 Seiten, broschiert

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